Zimmer 206, 2014
– Zimmer 206 (Hotel Pragser Wildsee), Display, Deckenstrahler
– Zimmereinrichtung (Hotel Pragser Wildsee), Stahlseile, Befestigungen, Halterungen
Je, ca. 259 × 420 × 325 cm
Für die Design Biennale 2014 in Ljubljana hat Stefan Alber die Einrichtung eines Zimmers des geschichtsträchtigen Hotel Pragser Wildsee in ein Museum versetzt. Das Hotelzimmer blieb währenddessen leer, bis auf einen Deckenspot und eine Schautafel, auf der ein Hinweistext verkündet, dass die Einrichtung des Zimmers zur Zeit für eine Ausstellung ausgeliehen ist. Der Text wird von einem Foto ergänzt, auf dem man das Hotelzimmer in seinem originalen – eingerichteten Zustand sehen kann. Das darauf abgebildete Mobiliar wird zur Musealie, die den Raum verlassen hat und losgelöst vom gewohnten Umfeld nun der Veranschaulichung dient. Vor diesem Hintergrund bekommt die Leere des Raumes eine neue Wendung: sie verweist auf die Absenz der Einrichtung und stärkt gleichzeitig die Wahrnehmung für den Ort. Der Hotelgast ist mit den sichtbaren Spuren der jahrhundertelangen Nutzung konfrontiert, der Blick wird auf die überwältigende Landschaft außerhalb des Fensters gelenkt.
Stefan Alber hat die Zimmereinrichtung in die aktuelle Ausstellung des Museums für Architektur und Design in Ljubljana integriert. Dort sind die Möbel, ähnlich einer Theaterkulisse, ohne die sie umgebenden Wände angeordnet. Bilder, Lampen und Spiegel hängen an Fäden befestigt von der Decke und können wie das restliche Mobiliar von allen Seiten betrachtet werden. In der Umgebung des Museums zerfällt die Zimmereinrichtung in einzelne Objekte, die zugleich eine Einheit definieren. Obwohl sie auf den Ausstellungskontext reagieren, wirken sie plötzlich exemplarisch und historisch. Der Blick wird auf Details gelenkt, die einem beim Nutzen des Hotelzimmers nicht aufgefallen wären. Die vom Künstler vorgenommene De-Platzierung überträgt den Betrachterinnen die Aufgabe sich das Mobiliar in seinem ursprünglichen Umfeld vorzustellen.
Stefan Alber schafft mit dieser Kontextverlagerung eine andere Sichtweise auf bereits Bestehendes. Er sensibilisiert dafür, wie stark die Umgebung und unser Wissen ihrer (Gebrauchs-)Geschichte die Wahrnehmung eines Objektes, eines Ortes oder einer Landschaft beeinflusst. Und macht gewahr, wie sehr unser Blick voreingenommen ist.
Text: Anna-Lena Wenzel