Das Stadtbad in der Oderberger Straße im Prenzlauer Berg, 1898 vom Architekten Ludwig Hoffmann konzipiert und 1902 als Volksbadeanstalt und Gemeindeschule eröffnet, versammelt am Art Week-Wochenende zeitgenössische Positionen junger Berliner Künstlerinnen und Künstler.

Unter dem Titel NO OK verbirgt sich die Strategie, eigene Positionierungen in den verschiedensten Feldern zu reflektieren, zu kritisieren und zu überwinden. Systemisches wird dabei nicht einfach überworfen, sondern gerade als Ausgangspunkt überprüft und fruchtbar gemacht.

Die verschiedenen Ausstellungsexponate, darunter Malerei, Fotografie, Zeichnung, Installation und Projektion, spielen in oftmals ironischer Weise mit etablierten Ordnungsprinzipien und gemeinen Gattungsgrenzen, dargestellt zum einen durch die formale, teils fragmentarische Reduktion, zum anderen durch die subtile und detailverliebte Präsentation klassischer Motive aus High- und Low-Culture. Dieser Bruch mit dem allgemein Tradierten lässt jenes Spannungsfeld zwischen Wiederholung und Innovation entstehen, in welchem die Generation der in den 70er und 80er Jahren Geborenen heute verortet ist: zwischen moralischen Maßstäben der Eltern und Flatscreen, Facebook und Finanzkrise der jetzigen Zeit.

Die Charakteristik des artikulierten Engagements in der Ausstellung NO OK seitens der partizipierenden Künstlerinnen und Künstler, die hier in Selbstorganisation und damit fernab des gängigen institutionellen Kunstbetriebs agieren, wird durch die Poetry Performance ‚Die Graswurzel Verse‘ von Ken Yamamoto und Hernando Tascon

akzentuiert. Das experimentelle Gefüge aus elektronischer Musik, gesprochenem Gedicht und Visuals spielt auf die ‚grassroots movements‘ an, der Bewegungen von Gesellschaften und Initiativen von unten nach oben, und flankiert Walt Whitmans Gedichtband ‚Leaves of Grass‘, welches bis heute als inspirierendes Konzept gilt und Generationen von Dichtern beeinflusst.

Imke Kannegießer